Berghüttentauglich

Behaupte ich mal. Als Flachlandindianer stand ich nicht oft (und dann nicht sehr glücklich ) auf Skiern und kenne die Berge daher vor allem in der warmen Jahreszeit. Da waren dann eher Kaiserschmarrn, süße Germknödel oder Käse dran. Mit diesem herzhaften vegetarischen und schon etwas zeitaufwendigen Gericht wäre aber auch Heidi definitiv glücklich!

IMG_2300

IMG_2308

Paprika-Sauerkraut mit herzhaft gefüllten Hefeklößen

für zwei Portionen (6 Klöße & Kraut)

  • 60ml Milch
  • 10g frische Hefe
  • 1/4 TL Zucker & etwas zum Abschmecken
  • 125g Mehl
  • 12g Butter, zimmerwarm
  • 1 Zwiebel (ich: rot)
  • 1 normale Stange Lauch
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 TL Joghurt
  • 3 Zweige Thymian
  • Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 60g Bergkäse oder anderer halbfester würziger Käse
  • 1 EL neutrales Öl
  • 1 EL Tomatenmark
  • 1 TL Paprika edelsüß (ich: Pimentón de la Vera dulce)
  • 1/4 TL Chilipulver
  • 400g Sauerkraut
  • 1/4 l Gemüsebrühe
  • Petersilie oder Schnittlauch zum Dekorieren
  • (im Original: 100g saure Sahne, die ich vergessen aber nicht vermisst habe)

Für den Hefeteig zunächst 60ml lauwarme Milch in eine Schüssel geben, die Hefe dazubröseln und mit dem Zucker verrühren. Für 15 Minuten abgedeckt warm stellen (Backofen mit eingeschaltetem Licht).

In der Zwischenzeit Zwiebel und Knoblauch schälen. Die Hälfte der Zwiebel quer in feine Streifen, die andere Hälfte in feine Würfel schneiden. Knoblauch fein würfeln. Lauch putzen und in feine Ringe schneiden. Die Zwiebelstreifen und die Hälfte des Knoblauchs in der Hälfte der Butter goldbraun dünsten. Den Lauch dazugeben und mitbraten, bis er Farbe bekommt. Währenddessen den Thymian waschen, trocken tupfen, die Blätter von den Zweigen abstreifen und fein hacken. Zum Gemüse geben. Mit Salz, Pfeffer und etwa 1/4-1/2 TL Paprikapulver würzen. Vom Herd nehmen und zum Abkühlen beiseite stellen.

Den Hefevorteig nun mit Mehl, zwei Prisen Salz, dem Joghurt und der restlichen Butter zu einem glatten Teig verkneten. Die Schüssel leicht bemehlen und den Teig hineingeben, abdecken und erneut 45 Minuten im Warmen gehen lassen.

Das Sauerkraut abtropfen lassen. Öl in einem weiten Topf erhitzen und die Zwiebelwürfel mit dem restlichen Knoblauch goldgelb anbraten. Das Tomatenmark zugeben, kurz anrösten, Chili- und Paprikapulver zufügen und ebenfalls unter Rühren kurz mitrösten. Dann Sauerkraut und Gemüsebrühe hinzugeben, alles vermengen und etwa 30 Minuten zugedeckt bei geringer bis mittlerer Hitze köcheln lassen.

Käse in feine Würfel schneiden und unter die Lauchmasse mischen.

Dann den aufgegangenen Hefeteig erneut kurz durchkneten, in 6 gleich große Portionen teilen. Jede mit den Händen zu einem flachen Fladen von etwa 10-12cm Durchmesser formen. Lauchmasse einfüllen und den Fladen durch Umschlagen der Ränder zu einem Kloß formen. Mit der Verschlussseite nach unten auf ein ausgelegtes Backblech legen und erneut 15 Minuten im Warmen gehen lassen.

Sauerkraut mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken (wer die saure Sahne verwenden möchte: jetzt unterrühren), durchmengen, dann flach streichen und die Klöße mit genügend Abstand zueinander auf das Kraut legen. Zugedeckt etwa 25-30 Minuten  bei geringer Hitze dämpfen lassen.

Klöße vorsichtig herausnehmen, Kraut anrichten, die Klöße darauf geben und mit Kräutern bestreut servieren.

Von der Füllung blieb bei mir noch für 1-2 Klöße Rest übrig. Der schmeckt aber auch solo oder zu Reis.

Leicht abgewandelt von hier.

 

IMG_2298

 

Rothäppchen

Zum Karneval oder Fasching werden ja gern mal Märchenfiguren imitiert, wobei deren Hochzeit laut TV-Programm ja um Weihnachten liegt. Trotz des jahrelangen Einschlafens und Aufwachens neben einem Wandbehang mit Rotkäppchenmotiv als Kind, haben es insgesamt nicht viele (überhaupt welche??) Vertreter der Grimm’schen und Andersen’schen Welt bei mir zum Kostümvorbild gebracht. Archivaufnahmen beweisen das, ebenso wie gewisse Trends (drei Köche in einer kleinen Kindergartengruppe):

IMG_2002

Einmal Fliegenpilz, einmal Clown.

Nein, zum Rotkäppchen habe ich es noch nicht gebracht und bei den netten Assoziationsspielen, die gern zur Gruppenbildung eingesetzt werden „Welche Märchenfigur assoziierst du mit deinem Gegenüber und warum?“ war die einhellige Meinung „Schneewittchen“. Ich selbst – katzenliebend – fand den gestiefelten Kater in diesem Moment passender. Zu hochtrabend ob der Listigkeit? Aber Rotkäppchen.. wer ist schon so doof sich fressen zu lassen?!

Womit wir wieder beim Thema Essen wären. Anders als Rotkäppchen sind diese Rothäppchen sogar vegan und gern auf dem Teller gesehen. Wie im Märchen kostet es hier dennoch etwas Arbeit, um das gewünschte Gericht (das Inkaufnehmen der zähen Großmutter) zu bekommen. Anstelle des Sojadips würde auch meine Variation mit Orange und Zimt gut passen. Die Füllmenge gebe ich hier an wie zubereitet, sie hätte noch für weitere 8-10 Teigtaschen gereicht.

IMG_1982

IMG_1976

Rotkohl-Wan Tan mit Sojadip

für 1 Portion – 12 Teigtaschen

Füllung (kann auch schon am Vortag zubereitet werden)

  • 150g Rotkohl
  • 1 TL Olivenöl
  • 1/4 rote Zwiebel
  • 1 kleine Knoblauchzehe
  • 1 TL frischer Ingwer, fein geraspelt
  • 1 EL frischer Koriander nach Belieben, gehackt
  • 1 EL Erdnüsse, geröstet
  • 1 TL Sriracha-Sauce (das ist die süß-scharfe Chilisauce, ich hab diese hier)
  • 1 TL Sojasauce
  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 1/4 TL helle Misopaste nach Belieben

Rotkraut putzen, dabei den Strunk entfernen. Kraut, Zwiebel und Knoblauch fein schneiden. Öl in einer Pfanne erhitzen und zunächst die Zwiebel darin glasig dünsten. Knoblauch und Ingwer zugeben und etwa 1 Minuten unter Rühren anbraten. Rotkraut zugeben und braten bis der Kohl gerade noch bissfest ist.

In der Zwischenzeit Erdnüsse fein hacken. Mit Gewürzen und Saucen unterrühren und abschmecken. Abkühlen lassen.

Teig

  • 80g Weizenmehl
  • 1 gute Prise Salz
  • 1/2 TL Olivenöl
  • etwa 35 ml heißes Wasser
  • 1 TL Öl zum Braten

Für den Teig Mehl, Salz und Olivenöl mischen, etwa 30ml Wasser zugeben und miteinander verkneten. Teelöffelweise weiteres Wasser zugeben, bis ein elastischer, nicht zu feuchter Teig entstanden ist.

Zu einer Kugel formen und 30 Minuten bei Raumtemperatur mit Frischhaltefolie abgedeckt ruhen lassen.

Dann auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche zu einem etwa 2mm dicken Teig ausrollen, mit Glas oder Form Kreise ausstechen (bei mir 8cm Durchmesser). In die Mitte jedes Kreises 1 TL Rotkrautfüllung geben, zur Hälfte zusammenschlagen und am Rand gut andrücken, nach Wunsch können die Ränder leicht eingerollt werden.

Sollten mehrere Portionen zubereitet werden, die fertigen Teigtaschen auf einen leicht bemehlten Teller geben und mit einem Küchentuch abdecken, bis alle fertig sind.

Wasser in einem großen Topf zum Kochen bringen und die Taschen in nicht zu großer Menge 3-4 Minuten wallend kochen lassen. Dann mit einer Schaumkelle herausnehmen und abtropfen lassen.

In einer Pfanne 1 TL Öl erhitzen und die Teigtaschen von beiden Seiten goldbraun anbraten.

Dip

  • 1 EL Limettensaft
  • 1 EL Sojasauce
  • 1/2 TL Rohrohrzucker
  • 1/2 TL Sesamöl

Alle Zutaten miteinander verschlagen, so dass sich der Zucker vollständig auflöst. Abschmecken.

Im Original werden hier noch Ringe von Frühlingszwiebeln zugegeben, ich hatte Radieschen für ein wenig Schärfe.

Gefunden bei lazycatkitchen.com

 

Quit(te) pro quo I

Ich hoffe, ihr hattet ebenso schöne Weihnachten wie ich und etwas Ruhe zwischen den Jahren. Die alljährliche Feststellung bleibt allerdings: Nach dem Weihnachtsfest muss mehr Gemüse her! Nicht, dass es keines gab, aber der Anteil an Süßem war doch höher als sonst.

Zum Geburtstag habe ich Gemüse kann auch anders bekommen, welches voller schöner Rezepte steckt. Bettina Matthaei hat, meiner Meinung nach, ein Händchen für Gewürze und das zeigt sie auch hier.

Und, um zum Titel des Eintrags zurückzukommen, spielen auch Quitten hier eine Rolle: Gibst du mir eine Quitte, bekommst du zwei schöne Rezepte zurück! Heute das erste, morgen das zweite.

Da ich sowohl Quitten als auch Fenchel über die Feiertage retten konnte, habe ich als erstes Rezept aus dem neuen Buch das Quitten-Fenchel-Gemüse mit Anispolenta probiert. Für mich einen Tick zu süß – was aber auch am fehlenden Sechuanpfeffer gelegen haben kann. Daher bitte beim Abschmecken aufpassen: Apfelsaft, Quittengelee und die Quitte selbst bringen Süße mit. Wer keinen Sechuanpfeffer hat, kann mit etwas Zitronensaft oder Sumach etwas mehr Säure ins Spiel bringen. Sonst hat mir aber die schöne Anisnote in der Polenta gefallen – Anis passt bekanntlich gut zum Fenchel und auch die Quitte kann das gut vertragen.

IMG_1325

Quitten-Fenchel-Gemüse mit Anispolenta

für zwei Portionen

  • 1,5 rote Zwiebeln
  • 1/2 Quitte
  • 1 Fenchelknolle
  • 1,5 EL Olivenöl
  • 425ml Gemüsebrühe
  • 125ml Apfelsaft (Direktsaft)
  • 4-5 Stengel glatte Petersilie
  • 2-3 Walnüsse
  • Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • ggf. 1/4 TL Sechuanpfeffer (s.o.)
  • 1 EL Quittengelee
  • 1/8 TL gemahlener Sternanis (die Samen aus den sternförmigen Schalen entnehmen und im Mörser fein zerreiben funktioniert auch)
  • 1/2 TL gemahlener Anis
  • 75g Polenta
  • ggf. etwas Nuss- oder Olivenöl

Zwiebel schälen, Fenchel putzen, halbieren und den Strunk keilförmig herausschneiden, Quitte waschen, trocken reiben und das Kerngehäuse herausschneiden. Fenchel quer und Quitte längs in etwa 0,5 cm breite Streifen bzw. Spalten schneiden. Quitten in einer Schüssel mit dem Apfelsaft legen um das Braunwerden zu verhindern.

Eine größere Pfanne oder einen Topf mit 1 EL Olivenöl aufsetzen und erhitzen. Eine rote Zwiebel in etwa fingerdicke Spalten schneiden und im Öl bei mittlerer Hitze unter gelegentlichem Rühren glasig dünsten. Fenchel zugeben. Die Quittenspalten aus dem Saft herausnehmen, zum Fenchel geben und alles unter Rühren 3-4 Minuten bei mittlerer Hitze braten. Dann Apfelsaft und 125ml Gemüsebrühe zugeben und aufkochen lassen. Zugedeckt 12-15 Minuten sanft schmoren lassen.

In der Zwischenzeit die verbleibende 1/2 Zwiebel in feine Würfel schneiden, in 0,5 EL Olivenöl glasig dünsten. Gemahlenen Anis zugeben und kurz unter Rühren bei größerer Temperatur anbraten. Mit der restlichen Gemüsebrühe ablöschen. Polenta zugeben, einrühren und kurz aufkochen lassen. Topf zugedeckt 10-12 Minuten ruhen lassen. (Meine Polenta habe ich nach dem Aufkochen vom Herd genommen.) Nach dem Stocken durchrühren.

Petersilie waschen und trocken tupfen, blätter grob hacken. Nüsse ebenfalls grob hacken.

Das Gemüse mit einer Schaumkelle aus dem Sud nehmen, anrichten und warm stellen. Sud erneut kurz aufkochen lassen, Gelee in der Flüssigkeit lösen, mit Sternanis, Salz und Pfeffer abschmecken, ggf. Nuss- oder Olivenöl unterrühren. Über das Gemüse geben und mit Petersilie und Nüssen bestreuen. Mit Polenta servieren.

IMG_1328

Rezept für das Gemüse leicht abgewandelt, das Original findet ihr auch hier. Und hier das Rezept für die Anispolenta.