Italienisches Paradoxon

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Gerade erst am Wochenende konnten wir die letzten Urlaubserlebnisse austauschen. Wie es der Zufall manchmal will, waren tatsächlich alle drei Pärchen im engsten Familienkreis in diesem Jahr in Florenz. Also ging es natürlich um die typischen Sehenswürdigkeiten, wie die Ponte Vecchio, die Boboli-Gärten, den Dom… und natürlich auch um das Essen. Doch neben dem hochgelobten Restaurant (da war ich allerdings nicht), mussten wir auch feststellen, dass keiner bisher ein richtig gutes Risotto in Italien gegessen hat.

Ist das arrogant, wenn man meint, das eigens gekochte Risotto wäre (viel) besser als jenes im Ursprungsland? Oder liegt es einfach am doch verschiedenen Geschmack? Egal welches Lebensmittel man betrachtet, natürlich gibt es gute und schlechte Varianten, egal wohin man kommt. Die Spannweite von Pizza ist schließlich auch in Italien nicht so eng wie man es vielleicht vermuten könnte. Also – Pech gehabt? Es bleibt nur, weiterhin „Stichproben“ zu nehmen, oder eben auf die eigene Kochkunst zu vertrauen.

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Ein herbstliches Risotto, mal nicht mit Pilzen oder Kürbis, dafür mit Lauch und Maronen, zeige ich euch heute. Ich habe es etwas aus Täglich vegetarisch abgewandelt. Die knusprigen Maronen zum sämigen Risotto sind ein schöner Kontrast und der Geschmack harmoniert hervorragend.

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Risotto mit Frühlingszwiebeln und Maronen

für zwei Portionen

  • 2 EL Butter
  • etwas Olivenöl
  • 1 Bund Frühlingszwiebeln (original: 1 1/2 Stange Lauch, geputzt 250g)
  • 400-500ml Gemüsebrühe
  • 125g Risottoreis
  • 75ml trockener Weißwein
  • ca. 30g Parmesan bzw. 1 Kanten
  • 100g vorgegarte Maronen
  • Salz
  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • Thymian

Frühlingszwiebeln putzen, waschen und in Ringe schneiden. 2/3 der Butter und Öl gemeinsam in einem Topf erhitzen und bei schwacher bis mittlerer Hitze andünsten, bis sie weich und glasig sind.

Gemüsebrühe vorbereiten und zum Kochen bringen, warm halten.

Risottoreis zu den Zwiebeln geben und kurz anrösten, dann mit Weißwein ablöschen. Unter Rühren bei geringer Hitze einkochen lassen. Brühe portionsweise zugeben und diese jeweils unter häufigem Rühren vom Reis aufnehmen lassen. Ich habe hier schon den Parmesankanten (das Endstück, von dem man nur noch minimal abreiben könnte) zum Reis gegeben und mitkochen lassen. Insgesamt dauert das Garen des Reises 20-25 Minuten.

In den letzten 5 Minuten die restliche Butter in einer Pfanne zerlassen und die grob zerkrümelten oder gehackten Maronen zugeben. Mit etwas Salz knusprig anbraten.

Risotto mit Salz und Pfeffer abschmecken (vorsichtig mit dem Salz!), die gerösteten Maronen darauf geben und mit abgezupften Thymianblättchen servieren.

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Kochbuchchallenge Teil 1 -Game of Thrones

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Wie fast jeder, der gern Essen zubereitet, habe auch ich eine inzwischen ansehnliche Sammlung von Kochbüchern und -zeitschriften. Manche habe ich phasenweise ständig in der Hand, andere sind noch nie zum Einsatz gekommen. Das geht natürlich gar nicht. Was da ist, ist ja nicht schlecht und verdient es, dass Rezepte ausprobiert werden!

Daher habe ich mir für dieses (und ggf. das kommende Jahr) eine kleine Challenge ausgedacht: Ich möchte mir jeden Monat ein Kochbuch vornehmen und daraus je nach Möglichkeit mindestens zwei, gerne aber mehr Gerichte kochen. Ausgesucht werden die Bücher vom Mann und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass das erste Kochbuch gar nicht zu meiner Bibliothek gehört, sondern zu seiner, aber zeitweilig hier wohnen darf:

Wir beide mögen Game of Thrones sehr und auch mittelalterliches bzw. davon inspiriertes Essen spricht uns an. Das Buch* behandelt die in der Serie auftauchenden Länder und leitet die Rezepte mit einem Buchzitat ein. Oftmals wird eine aus dem Mittelalter überlieferte Variante eines Rezepts im Vergleich zu einer modernen gezeigt. Da bei den älteren Rezepten oftmals auf Grundrezepte (z.B. Saucen und Teige) zurückgegriffen wird, werden diese einführend beschrieben.

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Es kommen sämtliche Rezeptkategorien vor: Vom Frühstück über Salate, Suppen, Braten bis zu Desserts, Gebäck und Getränken. Die Aufmachung ist übersichtlich und wertig. Das Papier dick und gänzlich bedruckt.

Beim Durchblättern des Kochbuchs* bin ich natürlich auf viele – für mich nicht umsetzbare – fleischhaltige Gerichte gestoßen. Aber zu einem Rezept musste ich immer wieder zurückkehren: Der Schwesterneintopf – ein dicker Fischeintopf mit Graupen, im Brotlaib serviert, hatte es mir angetan.

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Nachgekocht habe ich ihn dann etwas abgewandelt. Für mich mit Fisch, für den Mann mit Gulasch (vorn im Bild). Anscheinend nicht die beste Wahl, denn obwohl das Fleisch sehr gut aussah, wurde es nicht zart.

Für die Fischvariante kann ich aber uneingeschränkt Lob aussprechen und teile das Rezept daher mit euch.

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Schwesterneintopf – Eintopf mit Fisch, Graupen und Wurzelgemüse

für 4 gute Portionen (in 2 Broten serviert)

  • 500g Kabeljaufilet oder anderes weißfleischiges Fischfilet
  • 2 EL Butter
  • 3 große Möhren (ca. 300g)
  • 1 große Pastinake (ca. 250g)
  • 400g Kartoffeln, vorw. festkochend
  • 2 Knoblauchzehen
  • 125ml Weißwein
  • 1/4 TL Thymian, frisch oder getrocknet
  • 100g Perlgraupen
  • 200g Crème fraîche
  • 300ml Kondensmilch (ich habe Kaffeesahne mit 10% Fett verwendet)
  • 1/2 TL zerkrümelte Safranfäden (& etwas zum Dekorieren)
  • Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Das gewaschene und abgetupfte Fischfilet in größere Stück schneiden und etwa ein Drittel davon in einen Topf mit 500ml kaltem Wasser geben. Aufkochen lassen und bei geringer Hitze ca. 10 Minuten köcheln lassen.

Währenddessen Gemüse schälen, waschen und in kleine Würfel schneiden. Knoblauch schälen und fein würfeln. In einem großen Topf die Butter zerlassen und das Gemüse mit dem Knoblauch darin bei mittlerer Hitze unter gelegentlichem Rühren ca. 5 Minuten anschwitzen. Es sollte bissfest bis weich sein, aber nicht bräunen. Den Fisch mit einem Schaumlöffel aus dem Sud nehmen und beiseite stellen.

Den Wein angießen und alles zum Kochen bringen. Graupen, Fischsud, Thymian, Salz und Pfeffer zugeben und alles abgedeckt bei kleiner Hitze ca. 20 Minuten köcheln lassen, bis die Graupen gar sind. Ggf. mit Gemüsebrühe aufgießen.

Crème fraîche in einem Topf leicht unter Rühren erwärmen. Safran dazugeben, verrühren, bis eine schön goldgelbe Farbe erreicht ist. Crème fraîche mit Kondensmilch zum Eintopf geben, das Fischfilet (gekocht und roh) zufügen und im geschlossenen Topf bei Resthitze gar ziehen lassen. Abschmecken und im ausgehöhlten Brotlaib servieren.

Brot aus der Cocotte -Sauerteigreanimation

Schon viel zu lange ist es her, dass ich selbst Brot gebacken habe. Der Sauerteig hat den Umzug in getrockneter Form überstanden und wurde nun wiederbelebt. Mit der tollen Cocotte, die ich zum Geburtstag geschenkt bekam, konnte ich also einen neuen Versuch starten. Da ich noch einen Rest Weißwein übrig hatte, welcher nicht meinen Geschmack getroffen hatte, entschied ich mich für das Weißweinbrot von Boulangeriechen.

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Der Teig war trotz nicht zu aktivem Sauerteigansatz schön aufgegangen und auch zuletzt noch recht klebrig. Die verwendeten Zutaten habe ich zum Teil abgeändert. So nahm ich Roggen-ASG und 630er Dinkelmehl für den Hauptteig. Das resultierende Brot wurde im Bräter schön knusprig. Die Krume war zum Teil sehr großporig, das Brot war aber gerade richtig für herzhafte Beläge.

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In einer zweiten Variante habe ich den nun schon lebhafteren Sauerteig mit Weizenvollkornmehl verarbeitet. Die Krume war etwas dichter, das kräftigere Brot habe ich als Suppenschale verwendet. Ihr findet das Rezept für den leckeren Eintopf demnächst auf dem Blog.

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Weißweinbrot

für ein Brot mit etwa 30cm Länge, 20cm Breite

Vorteig (12 Stunden Gare über Nacht)

  • 100g Sauerteig (Roggen-ASG)
  • 200g Weizenmehl 550 (im zweiten Ansatz habe ich hier Dinkelmehl 630 verwendet)
  • 100ml Wasser, lauwarm
  • 100ml Weißwein, halbtrocken

Alle Zutaten gut miteinander in einer großen Schüssel vermengen, mit Frischhaltefolie abdecken und über Nacht bei Raumtemperatur gehen lassen.

Hauptteig

  • 500g Dinkelmehl 630 (im zweiten Ansatz Weizenvollkornmehl) und etwas zum Bearbeiten
  • 270ml Wasser, lauwarm
  • 12g Salz
  • etwas Maismehl oder Grieß zum Bearbeiten

Den Vorteig mit dem Mehl und dem Wasser verrühren und 45 Minuten abgedeckt ruhen lassen.

Das Salz unterkneten. Den Teig abgedeckt für 2 bis 2,5 Stunden gehen lassen. Dabei nach 60 und 90 Minuten jeweils einmal falten.

Anschließend mit etwas Mehl rund wirken und in eine mit einem sauberen mit Mehl bestäubten Geschirrtuch ausgelegte Schüssel oder idealerweise in ein Gärkörbchen legen. Mit Frischhaltefolie abedekcn und 60-90 Minuten gehen lassen.

Den Bräter mit Deckel im Ofen auf 265°C aufheizen. Das Brot auf ein mit Maismehl oder Grieß bestreuten Brett legen und vorsichtig in den Bräter gleiten lassen. Mit einem scharfen Messer einritzen und den Deckel auflegen.

Die Temperatur auf 250°C reduzieren und 15 Minuten backen. Dann die Temperatur auf 230°C senken und weitere 30 Minuten mit aufgesetztem Deckel backen. Den Deckel abnehmen und das Brot etwa 15 Minuten bei 215°C bräunen lassen. Herausnehmen und auf einem Gitter abkühlen lassen.

Lauch aus der Pfanne

Nun ist es schon fast soweit – das Blogevent neigt sich dem Ende zu. Und ich habe auch noch ein Rezept, das ich mit euch teilen möchte. Ein typisches Wintergemüse – Lauch – wird zunächst in Weißwein in der Pfanne gedünstet und anschließend geschmort. Der Sud wird würzig eingekocht und dann über den Lauch gegeben, dazu kommt Ziegenfrischkäse. Ein leichtes Abendessen (eigentlich als Vorspeise konzipiert) von Yotam Ottolenghi, der mich ja laufend dazu anregt, neue Gerichte auszutesten.

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Geschmorter Lauch mit Ziegenfrischkäse

für eine Portion oder 2-3 Vorspeisenportionen

  • 2-3 Stangen Lauch, möglichst dünn
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 Knoblauchzehe
  • 100ml trockener Weißwein
  • 1,5 EL Olivenöl
  • 125ml Wasser
  • Salz
  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 10g Rosinen
  • 1/4 rote Zwiebel
  • 1 TL Weißweinessig
  • 1 TL brauner Zucker
  • 1,5 EL Rapsöl (ursprünglich: Sonnenblumenöl)
  • 40g Ziegenfrischkäse
  • ein paar Petersilienblättchen (original: Kerbel)

Vom Lauch nur die weißen und hellgrünen Teile verwenden, den Rest abschneiden und ggf. für eine Brühe oder Suppe nutzen. Die gewünschten Lauchstücke nun einmal längs aufschneiden, damit die einzelnen Ringe frei liegen und Sand weggespült werden kann. Nah dem Waschen gut abtupfen und in ca. 10cm lange Stücke schneiden. Knoblauch schälen und in feine Ringe schneiden.

Lauch mit Lorbeerblättern, Wein, Olivenöl, Knoblauch und Wasser in eine Pfanne geben. Der Lauch sollte etwa bis zur Hälfte in der Flüssigkeit liegen. Zum Kochen bringen und je nach Dicke 30 Minuten bis 1 Stunde simmern lassen. Dabei den Lauch mindestens einmal drehen. Das Gemüse ist gar, wenn man problemlos mit einem scharfen Messer hineinfahren kann.

In der Zwischenzeit die Zwiebel fein hacken und die übrigen Zutaten bereitstellen. Petersilie waschen und trocken tupfen.

Den Lauch mit möglichst wenig Flüssigkeit aus der Pfanne nehmen und beiseite legen, den übrigen Sud bis auf ca. 1 EL einköcheln lassen (falls nötig etwas Wasser zugeben), mit Salz und Pfeffer würzen. Zwiebeln und Rosinen, Essig und Zucker einrühren. Vom Herd nehmen. In einer anderen Pfanne das übrige Öl erhitzen und den Lauch darin goldbraun anbraten. Auf einem Teller anrichten und mit der Reduktion begießen. Den Ziegenfrischkäse darüberkrümeln und mit Petersilie anrichten.

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