Ketexperimente

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Sauerteig wird ähnlich wie Hefeteig ja gern mal mit den Worten kompliziert und divenhaft verbunden. Zuletzt habe ich Sauerteig vor etwa acht Jahren selbst angesetzt. Im Studium, um den praktischen Umgang damit zu demonstrieren und die Chemie dahinter zu erklären und be-greif-bar zu machen. Nun, die Chemie des Alltags begeistert mich immer wieder aufs neue. Und die kleinen „Fachbereiche“, die eine Wissenschaft für sich sind, auch. Wie das Backen und da speziell das Brotbacken.

Die Anleitung damals war eine andere. Ich habe auch Roggenmehl verwendet, der Teig sollte aber am 1. Tag 1:1 Mehl: Wasser angesetzt, dann mit einem Tuch abgedeckt 3 Tage lang bei etwa 30°C stehen gelassen werden. Jeden Morgen und Abend einmal umrühren und am 4. Tag mit je 1 Liter Wasser und Mehl gefüttert werden. Am 5. Tag sollte er dann zum Backen bereit sein. Nein, so aktiv wie der Teig dieses Mal war er damals nicht.

Das Rezept habe ich dieses Mal von Coconut & Vanilla genommen. Der hier entstehende Ansatz ist dünnflüssiger, wie Pfannkuchenteig. Wer einen Weizensauerteig probieren möchte, findet bei kochtopf eine ausführlich bebilderte Anleitung.

Nach fünf Tagen Wellness für den Sauerteig mit Füttern und Rührmassage war es dann soweit und ich konnte das angedachte Brot vorbereiten.

Wer im Internet nach Brotrezepten sucht, die vielfach erprobt sind, kommt an ketex, dem Plötzblog, Bäcker Süpke und Hefe und Mehr kaum vorbei. Allein die Bilder machen Lust auf eine frische Scheibe Brot mit etwas Salz oder Marmelade. Bei ketex fiel mir unter den Rezepten mit Roggensauerteig dann das Müslibrot auf. Reich bestückt mit ganzen Haselnüssen, Rosinen, Cranberries und anderen Samen – so mag ich das!

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Ein wenig zu fest ist die Krume für meinen Geschmack noch geraten, aber es ist wirklich lecker, passt zu Süßem ebenso wie zu Käse und hat mir Lust und Mut auf weitere Brotbackexperimente gemacht. Müslibrötchen für den Osterurlaub? Na, Familie?

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Die Zutaten habe ich halbiert. Zwei Brote schaffe ich wirklich nicht und einfrieren muss ja auch nicht sein, frisch ist besser! Daher hier die Menge für ein Brot von 20cm Durchmesser. Ich habe es in einem entsprechenden Springformring gebacken.

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vor dem Backen

Müslibrot nach ketex

Sauerteig (am Tag zuvor ansetzen)

  • 75g Roggenmehl (1150)
  • 60g Wasser
  • 7,5g Roggenanstellgut (der Sauerteigstarter, der mit dem oben verlinkten Rezept hergestellt wurde)

Alles vermengen, 16-18 Stunden bei Raumtemperatur (optimal um 26°C) reifen lassen.

Quellstück:

  • 75g Dinkelflocken
  • 75g kernige Haferflocken
  • 225g 60°C warmes Wasser

Mischen, mindestens 2h stehen lassen.

Hauptteig

  • 250g Weizenmehl (ich: 220g Weizenmehl, 30g Roggenmehl)
  • 15g Honig
  • 10g frische Hefe
  • 10g Salz
  • 65g Wasser
  • 25g ganze Haselnüsse
  • 13g Sonnenblumenkerne
  • 5g Leinsamen
  • 3g Sesamsamen
  • 20g Rosinen
  • 20g Cranberries
  • etwas mehr Haferflocken, Leinsamen und Sesam zum Wälzen

Sonnenblumenkerne, Haselnüsse und Sesamsamen in einer fettfreien Pfanne anrösten. Mit Leinsamen, Cranberries und Rosinen mischen. Beiseite stellen

Für den Teig den Sauerteig, das Quellstück und alle Zutaten außer die Frucht-/Samenmischung verkneten. Wer eine Küchenmaschine hat, nutzt diese, denn 5-7 Minuten Knetzeit werden von ketex angegeben. Hände gehen – aus eigener Erfahrung – aber auch. Zuletzt die Früchte/Samen untermischen und noch zwei Minuten kneten. Den Teig in einer Schüssel abgedeckt und warm (Backofen, Licht an) 20 Minuten gehen lassen.

Zwischendurch den Ring einer 20cm-Springform mit Butter einfetten und auf ein Backblech mit Backpapier (oder -matte) legen.

Den Teig aus der Schüssel nehmen, zu einem runden Laib formen, mit Wasser benetzen und in einer Mischung aus den Haferflocken, Leinsamen und Sesamsamen wälzen. Mittig in die Springform legen und weitere 60-90 Minuten gehen lassen.

Dann den Backofen auf 230°C Ober-/Unterhitze oder 210°C Umluft vorheizen. Das Backblech hineinschieben und die Seitenwände des Ofens mit Wasser besprühen. 15 Minuten anbacken, dann die Temperatur auf 200°C Ober-/Unterhitze bzw. 180°C Umluft reduzieren. Weitere 35 Minuten backen, dann auf einem Gitter auskühlen lassen.

Probiert es selbst mal aus, mit Sauerteig backen ist so schwer nicht! Mehr Anregungen findet ihr unter den obigen Links, die natürlich nur eine kleine Auswahl darstellen und beim BreadBakingDay vom kochtopf, der in diesem Monat genau unter diesem Motto steht. Schön, dass man allein wegen dieser Events auf solche Themen gestoßen wird!

Dinnertauglicher Saucenkracher

Ich muss mir Gedanken über ein Menu machen. Im Laufe des Jahres soll ich für fünf Personen kochen. Warum? Ich werde berichten! Der Termin steht noch nicht ganz fest, es wird wahrscheinlich der Herbst oder Winter. Dann möchte ich natürlich saisonal kochen. Und so oft geht es mir beim Rezeptelesen oder -probieren so, dass ich denke: Das könnte was sein! Meine Gäste sind ziemlich unkompliziert aber alle kochaffin und dementsprechend anspruchsvoll. Wie also aussuchen? Gut vorzubereiten bzw. mit einem nicht zu großen Zeitaufwand zuzubereiten. Toll schmecken, toll aussehen soll es natürlich – das ist ja die Hauptsache. Bei diesem Rezept hier, das ich als Hauptspeise gekocht habe, ich im Falle des Menus aber wohl eher als Vorspeise – in kleinerer Portion natürlich – wählen würde, ist das auch so. Das wäre was! Optisch ansprechend, Geschmack super, und nicht alltäglich.

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Neugierig bin ich geworden, weil ich die Kombination aus Reispapier und Hefeteig so spannend fand. Weil ich kein Weizenmehl – jaja, sowas kommt vom Brotbacken (nächster Beitrag) – mehr im Haus hatte, habe ich Kichererbsenmehl verwendet. Somit ist die spontane Variante auch glutenfrei. Gearbeitet hat der Hefeteig auch so. Ausgebacken sind die Röllchen schön knusprig und innen durch den Jasminreis cremig. Ein wenig wie die italienischen Reisbällchen – Arancini di riso. Abwandeln kann man die Füllung auch gut. Vielleicht verwende ich beim nächsten Mal schwarzen Reis, der ist aber etwas kerniger. Oder ein paar Garnelen, Safran, Gemüsewürfel… Ausgebacken habe ich die Röllchen nur in ein paar Esslöffeln Öl in der Pfanne – funktioniert genauso gut!

Die Überraschung war dann aber die aromatische Sauce. Die kann man getrost auch für andere Gemüse oder Fisch (und bestimmt auch zu Geflügel) verwenden. Apfelsaft mit Curry (ich habe eine Bengalische Mischung verwendet) und Chili eingekocht und dann gebunden. Mhh!

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Natürlich habe ich auch hier wieder etwas vergessen, ach ja. Dabei hatte ich die Sesamsamen doch schon in der Hand! Ich habe übrigens TK-Spinat genommen. Gut ausgepresst. Dennoch denke ich, dass man mit frischem Spinat ein besseres Ergebnis erzielt, weil er mehr vom Sesamöl aufnehmen wird.

Die Zubereitung braucht ein Weilchen, vor allem aufgrund des Hefeteigs, der Rest ist schnell gemacht. Aber hier wäre auch eine kalte Führung über Nacht denkbar. Die Röllchen und Sauce können sonst am Vortag gemacht werden, das Gemüse ist eine Sache von Minuten.

Reisröllchen auf Sesamspinat

für 2 Portionen (3 Röllchen) und 1-2 Portionen Spinat

  • 5g frische Hefe
  • 50g Kichererbsenmehl (sonst Weizenmehl) & etwas zum Wenden
  • 1  kleine Prise Puderzucker
  • 50g Duftreis (Jasminreis)
  • 3 Reisteigblätter (16cm Durchmesser)
  • 200g Spinat (besser frisch als TK)
  • 1/4 rote Zwiebel
  • 1/2 Knoblauchzehe
  • 1/2 frische rote Chili
  • 250ml Apfelsaft
  • 1 TL Curry (ich habe dieses verwendet)
  • 1/2 TL Speisestärke
  • 32g kalte Butter
  • 1 TL Limetten- oder Zitronensaft
  • 2 EL Rapsöl zum Anbraten
  • 1 EL Sesamöl (geröstet)
  • 1 EL Sesamsamen (wenn man sie denn nicht vergisst..)
  • Salz und frisch gemahlener Pfeffer (ich: Langpfeffer)
  • Muskat, frisch gerieben

Hefe in 125ml lauwarmem Wasser auflösen, mit Mehl und Puderzucker glatt rühren. Zugedeckt an einem warmen Ort (Backofen, Licht eingeschaltet) etwa 1 Stunde gehen lassen. Nicht wundern, der Teig hat eher Pfannkuchenteig-Konsistenz.

Den Reis mit 125ml kaltem Wasser aufsetzen, eine Prise Salz zugeben und aufkochen. Dann bei kleiner Hitze zugedeckt etwa 10 Minuten garen, ab und an Umrühren. Das Wasser sollte fast vollständig vom Reis aufgenommen sein. Deckel abnehmen und abkühlen lassen.

Für die Sauce Apfelsaft mit der in feine Streifen geschnittenen Chili und Curry einköcheln lassen (auf etwa 100ml). Dann die mit 1-1,5 EL kaltem Wasser angerührte Speisestärke einrühren, kurz aufkochen, vom Herd nehmen. Anschließend die kalte Butter mit einem Schneebesen in die Sauce einrühren (montieren). Mit Limetten- bzw. Zitronensaft und Salz abschmecken. Abgedeckt warm stellen.

Für die Röllchen ein sauberes Küchentuch auslegen. Das Reispapier vollständig für 20-30 Sekunden in kaltes Wasser tauchen. Herausnehmen und auf dem Küchenpapier auslegen, trocken tupfen. 2-3 EL Reis mittig längs auf dem Papier verteilen, die quer dazu liegenden Seiten nach innen einschlagen und die Röllchen von einer Längsseite her straff aufrollen. Auf einem (ggf. leicht bemehlten) Teller kühl stellen.

Zum Fertigstellen in etwas Kichererbsenmehl wenden, dann in den Hefeteig tauchen und in heißem Öl von allen Seiten knusprig goldbraun anbraten. Auf Küchenpapier auftropfen lassen.

Zwiebel und Knoblauch schälen. Die Zwiebel in feine Würfel, den Knoblauch in dünne Scheiben schneiden. Spinat waschen und sehr gut trocken schleudern. In erwärmten Sesamöl zunächst Zwiebeln und Knoblauch anbraten, Spinat zufügen und zusammenfallen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Mit Sesamsamen vermengen.

Zum Anrichten Spinat auf einen Teller geben, ein Röllchen schräg halbieren und darauflegen, die Sauce um das Gemüse verteilen.

Original: Ein Rezept von Chakall, aber ohne Namensnennung auch hier zu finden.

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Den restlichen Hefeteig nicht wegschütten, sondern mit Mehl zu einem Pfannkuchenteig andicken und in einer leicht geölten Pfanne ausbacken – lecker zu Salat und/oder Gemüse!

Erfolgsrezept

Heute unterhielt ich mich mit einer lieben Kollegin über eine Nachspeise, die sie für ein Menü mit Nachbarn plant. Es soll ein Vanille-Parfait mit Karamell, Meersalz und Macadamia geben „obwohl das ja schon wieder nicht mehr so angesagt ist“. Das brachte mich zum Nachdenken. Natürlich gibt es beim Essen Trends wie in der Mode oder im technischen Bereich. Oft hat das sicher mit der Verfügbarkeit von Lebensmitteln zu tun. Wer wusste hier vor zehn Jahren etwas von Chia-Samen oder Matcha? Hat sich seine Buddha-Bowls oder Overnight-Oats zusammengemischt? Die Globalisierung und das Internet schlagen auch und immer mehr im kulinarischen Bereich hohe Wellen, sodass man sich auch im ganz frischen neuen Jahr schon über die Ernährungstrends 2016 informieren kann. Und so kann ich euch mittels Blick durch meine Glasfaserzukunftsbrille schon vorhersagen, dass euch die Begriffe Food-Pairing und Detox vermehrt über den Weg laufen werden und ihr wahrscheinlich auch etwas von Poké hört. Damit sind nicht die Pokémon gemeint, wie man vielleicht denken könnte, sondern eine hawaiianische Vorspeise aus Frühlingszwiebeln, Nüssen und Samen, Chili oder Ingwer und rohem Fisch. Ein wenig wie Ceviche also.

Insofern liege ich gar nicht so weit weg vom „aktuellen Trend“ mit dem Rezept, das ich heute teilen möchte. Ich habe es vor Kurzem erst entdeckt und dabei festgestellt, dass Dorothée von bushcook damit bei den Topfgeldjägern gewinnen konnte. Das muss natürlich noch kein überzeugendes Argument sein, aber auch die Zutatenliste machte Lust aufs Ausprobieren und so stattete ich heute auf der Suche nach dem passenden Fisch dem Händler meines Vertrauens einen Besuch ab. Wer wegen des verwendeten Thunfischs murrt: Ich habe mich beraten lassen und Lachsfilet in Sushiqualität eignet sich zum Beispiel ebenso. Der Fisch stammt aus Langleinenfischerei und gehört nicht zu den Arten, deren Fang (und Verkauf) von Umweltschutzorganisationen als nicht empfehlenswert eingestuft werden. Informationen darüber gibt es hier und hier. Alternativen gibt es also auch, man sollte nur darauf achten, dass die Fischqualität für den Rohverzehr geeignet ist.

Dann kann man die Kombination aus fruchtig-scharfem Salat mit dem halbrohen Fisch genießen. Der Zimt wird durch das Anbraten intensiver, aber keineswegs unangenehm und Sesam bringt, wie auch die Paprika im Salat, einen schönen Crunch. Geändert habe ich wenig.

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Thunfischfilet im Zimt-Sesam-Mantel mit Mango-Chili-Salat

für 2 Portionen

  • 1/2 reife Mango
  • 1/2 rote Paprikaschote
  • 1 rote Chili
  • 1/2 rote Zwiebel (original: 1/2 Schalotte)
  • 4 Stängel Minze
  • 4 Stängel Koriander
  • 1 EL weißer Balsamico
  • 2,5 EL Olivenöl
  • Salz
  • Mango- oder Passionsfruchtbalsamessig
  • 200-250g Thunfischfilet in Sushiqualität
  • 1 TL Zimt
  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 1 EL heller Sesam
  • 1 EL schwarzer Sesam (ich: Schwarzkümmelsamen)
  • Zesten von 1/2 Bio-Orange

Mango schälen, Fruchtfleisch vom Kern schneiden und fein würfeln. Paprika waschen, Kerngehäuse entfernen und fein würfeln. Zwiebel in sehr feine Würfel schneiden, die entkernte Chilischote ebenfalls. Kräuter waschen, trocken tupfen und die abgezupften Blätter in sehr feine Streifen schneiden. Alles zusammen in eine Schüssel geben.

Salz und Balssamico verrühren bis sich das Salz gelöst hat, dann mit Öl verschlagen und unter den Salat mischen. Etwa eine halbe Stunde ziehen lassen.

Fisch waschen, trocken tupfen, nach Bedarf portionieren, so dass er nach dem Braten in Streifen geschnitten werden kann. (Man kann nach Gusto natürlich auch größere Stücke servieren.)

Zimt mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer auf einem Teller mischen, auf einem zweiten Teller Sesam (und Schwarzkümmel) mischen. Fisch zunächst in der Zimtmischung wälzen, dann gleichmäßig mit wenig Wasser benetzen und im Sesam wälzen. In einer sehr heißen Pfanne fettfrei kurz braten, so dass er innen roh bleibt. Nach Wunsch aufschneiden und mit den Orangenzesten und dem Salat zusammen servieren.

Auch hier kommt noch der Zimt zum Zuge, das Rezept ist dennoch mein zweiter Beitrag zum Blogevent von Kochtopf Zimt, Kardamom, Nelke, welches Tina von Foodina erdacht hat.