Mairübchen oriental

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Hier habe ich wie meistens nur eine Portion zubereitet und mich danach ein bisschen geärgert. Das wäre doch als zweite Portion so toll zum Mitnehmen für den langen Donnerstag gewesen, aber neeein.. Na gut, dafür habe ich auch schon eine Alternative gefunden.

Aber so lecker war es, das muss ich hier teilen! Trockenobst und Gemüse sind nicht jedermanns Sache, aber wer das gern mag, für den ist diese Tajine mit Mairübchen genau das Richtige. Gerade dann, wenn das Aprilwetter seinem Namen alle Ehre macht und mit stürmischen Böen und Regenschauern grüßt.

Zur Tajine passt Fladenbrot sehr gut. Ich habe ein Rezept probiert, das gut gelungen ist. Allerdings reichte mir hier ein Viertel des gebackenen Brotes. Der Rest ist Proviant für morgen. Zusammen mit Karotten-Hummus.

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Fladenbrot mit Za’atar

für einen Laib von etwa 25cm Durchmesser

  • 250g Mehl
  • 5 g Trockenhefe
  • 1/2 TL Salz
  • 2 TL Olivenöl und etwas zum Bestreichen
  • 1 TL flüssiger Honig
  • 125ml lauwarmes Wasser
  • 1 EL Za’atar (ich habe dieses)
  • 1 TL Sesam

Alle Zutaten bis auf die Gewürzmischung zu einem elastischen Teig verkneten und abgedeckt etwa 1,5 Stunden an einem warmen Ort gehen lassen. Das ist bei mir wie immer die Backröhre mit eingeschaltetem Licht.

(Wer die Tajine dazu zubereiten möchte, weicht die Trockenpflaumen nach etwa 1,25h in Wasser ein.)

Nach der Gehzeit den Ofen auf 230°C vorheizen. Teig kurz durchkneten und auf leicht bemehlter Arbeitsfläche kreisrund ausrollen. Mit etwas Olivenöl bestreichen und die Gewürzmischung darauf verteilen. Etwa 15 Minuten backen, evtl. kurz vor Ende der Backzeit wenden.

Während das Brot backt, wird die Tajine zubereitet:

Tajine mit Mairüben und Pflaumen

für eine Portion

  • 1 TL Olivenöl
  • 1/2 TL Ghee oder Butterschmalz
  • 3 Schalotten
  • 3 kleinere Mairübchen
  • 1 kleine Möhre
  • 75g Trockenpflaumen
  • 1/4 TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • 1/4 TL Ingwer, gemahlen
  • 1/2 TL Zimt, gemahlen
  • 125 ml Gemüsebrühe
  • 8-10 Fäden Safran
  • 1 TL milder Honig
  • Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 1/2 TL Sesamsamen
  • 1/2 TL Mandeln, gehackt oder Mandelblättchen
  • 4-5 Stängel Koriander

Schalotten schälen, Mairüben waschen, schälen und vierteln, Möhre schälen und in etwa 2cm lange Stücke schneiden. Safran in wenig heißes Wasser geben.

Öl und Ghee in einer ofenfesten Pfanne (ansonsten gleich einen ofenfesten Topf verwenden oder später in eine ofenfeste Schale umfüllen) erhitzen. Schalotten zugeben und von allen Seiten unter gelegentlichem Schwenken einige Minuten anrösten. Kreuzkümmel, Zimt und Ingwer zugeben, Rübe und Möhre zufügen. Kurz anrösten, dabei das Gemüse schwenken, damit es sich mit den Gewürzen überzieht. Mit der Brühe ablöschen. Safranwasser, abgetropfte Pflaumen und Honig zugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Aufkochen lassen. Dann (ggf. umgefüllt) in den vorgewärmten Ofen bei 160°C zugedeckt etwa 30-35 Minuten garen. Das Gemüse sollte weich sein, aber im Idealfall ist noch etwas Bratensaft vorhanden – wenn nicht, siehe unten!

In der Zwischenzeit Sesam und Mandeln in einer Pfanne fettfrei anrösten. Koriander waschen, trocken tupfen, Blätter abzupfen und grob hacken.

(Ist nicht genug Bratensaft vorhanden, den man mit dem Fladenbrot aufwischen könnte, das Gemüse auf einen Teller geben und den Bratensatz mit etwas Wasser kurz aufkochen lassen, über das Gemüse geben.)

Tajine anrichten und mit Mandeln, Sesam und Koriander bestreut zum Fladenbrot servieren.

Aus Veggiestan

Nice one, Nigel!

Ich habs irgendwie mit englischen Köchen. Viele sind international beeinflusst, kochen mit Gewürzen, die mir bei anderen oft fehlen. Die TV-Sendungen sind oft ruhiger, zurückgenommener als die deutschen und zeigen unaufgeregt, wie viel Spaß Kochen und Backen macht. Wie gerne würde ich mit Nigella oder Nigel (übrigens: wäre das nicht mal eine spannende Kombination, liebe BBC?) in der Küche stehen! Mit Yotam sowieso, das ist ja nichts Neues.

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Da sich dieser Wunsch aber so schnell wohl nicht erfüllen wird, bleibt mir bis dahin das Blättern in Kochbüchern und der wöchentliche Blick in die online-Ausgabe des Guardian. Auch hier finden sich oft schöne Ideen für alle Geschmäcker, Geldbeutel und Zeitkonten.

Etwas abgeändert habe ich ein Rezept von Nigel Slater für Cumin aubergine, beetroot hummus. Lecker, ganz unkompliziert. Nur mit dem Anhaften der ganzen Kreuzkümmelsamen an den Auberginenscheiben hat es nicht so geklappt, wie es wohl sollte. Daher habe ich noch ein paar Samen fettfrei geröstet, im Mörser angestoßen und über die heißen Auberginenscheiben gegeben. Hummus schmeckt nicht nur zum Gemüse, sondern auch zum Brot wunderbar – ganz abgesehen von der großartigen Farbe!

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Aubergine mit Kreuzkümmel und Rote-Bete-Hummus

für eine Portion als Hauptgericht

Rote-Bete-Hummus

  • 60-70g vorgegarte Rote Bete (1 kleine Kugel), aber mehr zubereiten schadet nicht! Mengen dann entsprechend anpassen
  • 100g weiße dicke Bohnen aus der Dose (original: Kichererbsen aus der Dose)
  • Blätter von 2-3 Stielen Koriander, abgezupft, gewaschen, trocken getupft (original: Minze)
  • 1,5 EL Olivenöl
  • Salz

Bohnen in ein Sieb geben, abgießen, kurz mit Wasser abspülen. Rote Bete grob würfeln und mit den Bohnen und dem Koriander pürieren, dabei das Öl zugeben. Die Masse sollte streichfähig sein. Mit Salz abschmecken.

Auberginen mit Kreuzkümmel

  • 1/2 Aubergine
  • 1 EL Mehl
  • Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 1 TL Kreuzkümmelsamen
  • 2-3 EL Olivenöl

Aubergine waschen, in 1cm dicke Scheiben schneiden. Mehl dünn auf einem flachen Teller verteilen, Salz und Pfeffer gleichmäßig darüber verteilen. Kreuzkümmel wie oben beschrieben vorbereiten oder nicht angeröstet, sondern nur im Mörser angestoßen auf dem Mehl verteilen. Auberginenscheiben von beiden Seiten in das Mehl drücken, dann im heißen Öl beidseitig goldbraun braten. Auf einem Küchentuch abtropfen lassen und ggf. mit (mehr) Kreuzkümmelsamen bestreuen.

Wenn euch übrigens mein Kaffee-Sahne-Schneckenkuchen gefallen hat, könnt ihr hier für mich abstimmen – ich würde mich freuen!

Erfolgsrezept

Heute unterhielt ich mich mit einer lieben Kollegin über eine Nachspeise, die sie für ein Menü mit Nachbarn plant. Es soll ein Vanille-Parfait mit Karamell, Meersalz und Macadamia geben „obwohl das ja schon wieder nicht mehr so angesagt ist“. Das brachte mich zum Nachdenken. Natürlich gibt es beim Essen Trends wie in der Mode oder im technischen Bereich. Oft hat das sicher mit der Verfügbarkeit von Lebensmitteln zu tun. Wer wusste hier vor zehn Jahren etwas von Chia-Samen oder Matcha? Hat sich seine Buddha-Bowls oder Overnight-Oats zusammengemischt? Die Globalisierung und das Internet schlagen auch und immer mehr im kulinarischen Bereich hohe Wellen, sodass man sich auch im ganz frischen neuen Jahr schon über die Ernährungstrends 2016 informieren kann. Und so kann ich euch mittels Blick durch meine Glasfaserzukunftsbrille schon vorhersagen, dass euch die Begriffe Food-Pairing und Detox vermehrt über den Weg laufen werden und ihr wahrscheinlich auch etwas von Poké hört. Damit sind nicht die Pokémon gemeint, wie man vielleicht denken könnte, sondern eine hawaiianische Vorspeise aus Frühlingszwiebeln, Nüssen und Samen, Chili oder Ingwer und rohem Fisch. Ein wenig wie Ceviche also.

Insofern liege ich gar nicht so weit weg vom „aktuellen Trend“ mit dem Rezept, das ich heute teilen möchte. Ich habe es vor Kurzem erst entdeckt und dabei festgestellt, dass Dorothée von bushcook damit bei den Topfgeldjägern gewinnen konnte. Das muss natürlich noch kein überzeugendes Argument sein, aber auch die Zutatenliste machte Lust aufs Ausprobieren und so stattete ich heute auf der Suche nach dem passenden Fisch dem Händler meines Vertrauens einen Besuch ab. Wer wegen des verwendeten Thunfischs murrt: Ich habe mich beraten lassen und Lachsfilet in Sushiqualität eignet sich zum Beispiel ebenso. Der Fisch stammt aus Langleinenfischerei und gehört nicht zu den Arten, deren Fang (und Verkauf) von Umweltschutzorganisationen als nicht empfehlenswert eingestuft werden. Informationen darüber gibt es hier und hier. Alternativen gibt es also auch, man sollte nur darauf achten, dass die Fischqualität für den Rohverzehr geeignet ist.

Dann kann man die Kombination aus fruchtig-scharfem Salat mit dem halbrohen Fisch genießen. Der Zimt wird durch das Anbraten intensiver, aber keineswegs unangenehm und Sesam bringt, wie auch die Paprika im Salat, einen schönen Crunch. Geändert habe ich wenig.

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Thunfischfilet im Zimt-Sesam-Mantel mit Mango-Chili-Salat

für 2 Portionen

  • 1/2 reife Mango
  • 1/2 rote Paprikaschote
  • 1 rote Chili
  • 1/2 rote Zwiebel (original: 1/2 Schalotte)
  • 4 Stängel Minze
  • 4 Stängel Koriander
  • 1 EL weißer Balsamico
  • 2,5 EL Olivenöl
  • Salz
  • Mango- oder Passionsfruchtbalsamessig
  • 200-250g Thunfischfilet in Sushiqualität
  • 1 TL Zimt
  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 1 EL heller Sesam
  • 1 EL schwarzer Sesam (ich: Schwarzkümmelsamen)
  • Zesten von 1/2 Bio-Orange

Mango schälen, Fruchtfleisch vom Kern schneiden und fein würfeln. Paprika waschen, Kerngehäuse entfernen und fein würfeln. Zwiebel in sehr feine Würfel schneiden, die entkernte Chilischote ebenfalls. Kräuter waschen, trocken tupfen und die abgezupften Blätter in sehr feine Streifen schneiden. Alles zusammen in eine Schüssel geben.

Salz und Balssamico verrühren bis sich das Salz gelöst hat, dann mit Öl verschlagen und unter den Salat mischen. Etwa eine halbe Stunde ziehen lassen.

Fisch waschen, trocken tupfen, nach Bedarf portionieren, so dass er nach dem Braten in Streifen geschnitten werden kann. (Man kann nach Gusto natürlich auch größere Stücke servieren.)

Zimt mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer auf einem Teller mischen, auf einem zweiten Teller Sesam (und Schwarzkümmel) mischen. Fisch zunächst in der Zimtmischung wälzen, dann gleichmäßig mit wenig Wasser benetzen und im Sesam wälzen. In einer sehr heißen Pfanne fettfrei kurz braten, so dass er innen roh bleibt. Nach Wunsch aufschneiden und mit den Orangenzesten und dem Salat zusammen servieren.

Auch hier kommt noch der Zimt zum Zuge, das Rezept ist dennoch mein zweiter Beitrag zum Blogevent von Kochtopf Zimt, Kardamom, Nelke, welches Tina von Foodina erdacht hat.

Frisches Fastfood

Ihr kennt das – Hunger! Wenn es ganz schnell gehen muss, bleiben eigentlich nur ein Brot oder Salat. Wenn man doch noch 20 Minuten warten kann, dann schafft man auch eine Shakshuka. Shak-was? Shakshuka oder auch Shakshouka bezeichnet ein Gericht aus dem Nahem Osten, bei dem Eier in Tomatensauce pochiert werden. Dazu kommen außerdem Paprika, Zwiebeln und Gewürze. Aber es gibt zahlreiche Variationen: Weiteres Gemüse wie Kartoffeln oder Hülsenfrüchte, Feta und Kräuter. Gegessen wird Shakshuka gern zum Frühstück aber es gibt auch Restaurants, die sich diesem Gericht voll und ganz verschrieben haben und es zu jeder Tageszeit servieren.

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Manchmal wird nur auf dem Herd gearbeitet, manchmal auch im Ofen. Bei letzterem (Hugh Fearnley-Whittingstall favorisiert diese Variante) habe ich mir einmal dermaßen beide Handflächen verbrannt, dass ich darauf lieber verzichte!

Mit ein paar Kniffen und relativ wenigen Zutaten gelingt dann auch ein recht schnelles Mittag- oder Abendessen (oder Frühstück, wenn es denn sein soll – ich bin da eher müsliaffin).

Shakshuka

für eine Portion

  • 1/4 TL Kreuzkümmelsamen
  • 1/2 rote Zwiebel in langen Streifen
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 Paprika vorzugsweise rot oder gelb
  • 1 TL Rohrohrzucker
  • 1/2 Dose Tomaten in Stücken
  • 1/2 Lorbeerblatt
  • 3 Zweige Thymian
  • 1 EL frischer Koriander
  • 1 Prise Cayennepfeffer
  • 2 Eier
  • Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • optional ein paar Safranfäden

Zunächst Zwiebel schälen und in Streifen/halbe Ringe schneiden. Die Kreuzkümmelsamen ohne Öl bei hoher Temperatur in der Pfanne bis zum Duften rösten, Öl und Zwiebel dazugeben und weiterrösten bis sie weich werden und Farbe bekommen. In der Zwischenzeit die Paprika waschen, Kerngehäuse entfernen und in breitere Streifen schneiden. Paprikastreifen in die Pfanne geben, Zucker zufügen und alles verrühren, etwa 5 Minuten bei größerer Hitze anbraten. Die Kräuter vorbereiten: Thymian und Koriander waschen, trocken tupfen. Thymianblättchen abzupfen und mit den Korianderblättern grob hacken. Etwas Koriander zum Dekorieren zurückbehalten. Lorbeer und Tomaten, Kräuter, Cayenne (und Safran) zufügen. Mit Salz und Pfeffer würzen und abschmecken. Alles bei mittlerer Hitze etwa 5 Minuten köcheln lassen, ggf. etwas Wasser zugeben, wenn die Sauce zu dick wird.

Dann mit dem Kochlöffel zwei Vertiefungen in die Sauce drücken/freischieben und je ein Ei darin aufschlagen. Das Eiweiß mit etwas Salz bestreuen und mit aufgelegtem Deckel bei geringer Hitze 10-12 Minuten gerade stocken lassen. Mit frischem Koriander servieren.

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Noch etwas frischer wird es mit reifen Tomaten, die anstelle der Konservenware gewürfelt zugegeben werden. Und mit frischem Brot bekommt man auch die letzten Saucenreste wegschnabuliert!

Shakshuka-Rezepte findet man bei Ottolenghi (in verschiedenen Varianten in diversen Büchern), dem oben erwähnten Hugh Fearnley-Whittingstall (Täglich vegetarisch) und natürlich auf diversen Blogs und im Netz. Kein Wunder bei so vielen Möglichkeiten und der kurzen Zubereitungszeit!

Ein Beutel voll Jute

Der Jutebeutel. Modisches Accessoire, politisches Statement, praktischer Begleiter. Kaum ein Massenprodukt hat so einen Wandel durchlaufen. Das Öko-Image war einmal, die Hipster haben vor Jahren die Beutel zurück in die Modeszene gebracht und seitdem sieht man die mit Sprüchen, Symbolen oder künstlerischen Motiven bedruckten und bemalten Beutel täglich. Allein auf Dawanda z.B. findet man über 6500 Jutebeutel. Ja, ich besitze diverse, weil sie einfach praktisch sind, aber auch, weil schon damit eine gewisse Überzeugung oder Meinung zum Ausdruck gebracht werden kann. Von „Music was my first love“ über den grafischen Fuchs und „Bitte nicht schubsen, ich hab einen Joghurt im Beutel“ – wobei das seltenst der Fall ist – eher Obst oder Gemüse. Wenn man nicht Freund solcher Sprüche auf Shirts ist, ist es einfacher, sie auf einem Beutel mit sich herum zu tragen, denn den kann man auch leichter wieder ablegen. Und doch sind sie für die Momente, in denen sie benutzt werden, sichtbarer. Ein Shirt verschwindet unter einer Jacke, den Beutel trage ich darüber. Man erkennt den Fan, den Nerd, vielleicht auch den Mitläufer.

Die Steigerung des Ganzen ist dann Jute im Jutebeutel. Die kulinarisch-vegetarische Weltreise hat in diesem Monat Ägypten als Ziel. An den Urlaub in Ägypten erinnere ich mich gut, an das Essen teilweise. Den Ausflug in die Sahara mit Jeeps, wackelige Fahrt im Sand, Fladenbrot gebacken auf einem heißem Blech, getrockneter Kamelkot als Brennstoff, ein nie wieder so erlebter sternenklarer Himmel, die Milchstraße deutlich sichtbar als Sternenband. Der Besuch von Tempeln in Theben/Luxor, das Tal der Könige, die trockene Hitze, das rote Meer mit wunderschönen Korallen und Fischen, mit riesigen Muscheln, blauen Krabben, die Händler, Papyrus, Wasserpfeifen und Bauchtanzkostüme, eine Fahrt auf dem Nil, die Dattelpalmen und die Menschen. Kulinarisch aber insbesondere an den süßen Nachtisch, an Konafa, Basbusa, Helva, Baklava – ich habe eben einen süßen Zahn. Aber auch das erste Mal Okraschoten gab es in Ägypten.

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An Molokhia kann ich mich dagegen nicht erinnern – eine typische grüne ägyptische Suppe aus Corchorus olitorius – langkapseliger Jute. Ein hoher Schleimstoff- und Eiweißgehalt zeichnet sie aus und, weil die daraus hergestellte Suppe zur Heilung eines Königs genutzt worden sein soll, wird diese auch Königssuppe genannt. Schleimstoffe sind chemisch gesehen Polysaccharide – Vielfachzucker also, die zusammen mit Wasser gallertartige Massen bilden. Das kennen viele wohl eher von Lein- oder Chiasamen, die mit Wasser aufquellen. Diese Schleimstoffe sind auch in der Pflanzenheilkunde seit Jahrtausenden bekannt. Sie wirken regulierend auf die Verdauungsorgane und oft auch entzündungshemmend.

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Grund genug dieses Gericht auszuprobieren. Beim arabischen Supermarkt fand ich tatsächlich tiefgekühlte Mouloukhiyeh-Blätter. Die Zubereitung ist sehr einfach, man braucht lediglich eine gute Gemüsebrühe, Knoblauch und Koriandersamen sowie etwas Öl. Die Blätter sind fast geschmacklos, erinnern vielleicht ein wenig an junge Brennnessel oder Spinat. Dazu gibt es Fladenbrot oder Reis.

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Molokhia – ägyptische Königssuppe/grüne Suppe

für zwei Portionen mit Fladenbrot

  • 400g halb aufgetaute Molokhia-Blätter
  • 1 El Koriandersamen
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 TL Öl
  • 300ml Gemüsebrühe

Die Blätter grob hacken und vollständig auftauen lassen. Ich habe sie noch halb gefroren geschnitten, weil die Blätter schon beim Tauen Schleimfäden bilden und es daher in halb gefrorenem Zustand einfacher ist. Gemüsebrühe zum Kochen bringen, währenddessen Koriandersamen nach Wunsch grob zerstoßen, Knoblauch schälen und fein würfeln. Molokhiablätter in eine hitzefeste Schale oder einen Topf geben. Öl in einer Pfanne erhitzen. Koriander und Knoblauch in das heiße Öl geben und unter Rühren kurz anbraten, bis sie duften. Siedende Brühe über die Molokhia-Blätter geben, Knoblauch und Koriander dazugeben und unterrühren.

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nach aegyptischkochen

Pide- Fladenbrot

für zwei Portionen zur Suppe

  • 200g Weizenmehl Typ 405 und etwas zum Formen
  • 50g Weizenvollkornmehl
  • 4 g Trockenhefe
  • 5g Olivenöl und etwas für die Schüssel
  • 5g Salz
  • 3g Zucker
  • 180ml lauwarmes Wasser
  • 1/2 Ei
  • 1 EL Wasser
  • 1-2 EL Schwarzkümmelsamen

Aus den Mehlen, Trockenhefe, Zucker, Salz, Öl und Wasser einen feuchten Hefeteig herstellen, gut verkneten. In eine leicht geölte Schüssel geben, mit Frischhaltefolie bedecken und 1,5 h im Ofen (eingeschaltete Lampe) oder an einem warmen Ort aufgehen lassen. Der Teig sollte sein Volumen etwa verdoppeln bis verdreifachen. Den Teig auf eine mit etwas Mehl bestäubte Arbeitsplatte stürzen und zu Fladen formen, dabei möglichst wenig flach drücken, damit das Volumen erhalten bleibt. Auf ein mit Backpapier ausgelegtem Backblech weitere 20 Minuten gehen lassen. Backofen auf 250°C vorheizen. Ei und Wasser verrühren und dünn auf die Teigfladen pinseln. Mit Schwarzkümmelsamen bestreuen und etwa 10 Minuten bei Umluft backen. Ich habe dazu noch ein feuerfestes Schälchen mit Wasser auf den Ofenboden gestellt. Brote herausnehmen und warm zur Suppe servieren.

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Orange ist immer „in“

Gut, die 70er Tapeten müssen es für mich nicht sein. Auch einige Wohnaccessoires und Küchengeräte, an die ich mich noch aus meiner Kindheit erinnern kann, waren in dieser auffälligen Farbe vertreten. Nach wie vor liebe ich jedoch ein oranges Gemüse: Möhren. Momentan kann ich sie nicht selbst aus dem Boden ziehen – dazu fehlt mir der Garten – aber früher war die Entdeckung wie viel Möhre doch da unter der Erde steckt immer eine Überraschung, oder?

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Im Möhrensalat, den ich zuerst beim Salzkorn entdeckt habe, sind Möhren mit Koriander und Minze und einem würzig-süßlichem Mix aus gerösteten Kichererbsen, Zwiebeln und Rosinen verbunden. Der Zimt gehört für mich zu vielen Röstgemüsen und auch zu Möhren passt er ausnehmend gut. Dazu ein wenig krümeligen Tulum – türkischen Nomadenkäse – mehr braucht es nicht für einen sättigenden Salat. So gut, dass er innerhalb kürzester Zeit schon mehrmals zubereitet wurde. Und falls tatsächlich etwas vom Röstmix übrig geblieben ist, passt der auch sehr gut zu Blattsalat oder als Topping einer (Möhren-/Kürbis-)Cremesuppe! Ich habe festgestellt, dass mir 5 Minuten für die Rosinen im Ofen persönlich zu lange erscheinen und gebe sie daher nur für die letzten 2 Minuten mit zum Röstmix.

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Möhrensalat mit Röstkichererbsen

für 2 Portionen

  • 120g gekochte Kicherbsen (aus der Dose oder über Nacht eingeweicht und weich gekocht, das Kochen dauert jedoch 45-60 Minuten)
  • 2 kleine rote Schalotten
  • 1 EL Olivenöl zum Rösten
  • 20g Walnüsse (8-10 Hälften)
  • 3/4 TL Garam Masala
  • 1/4 TL Cayenne, gemahlen
  • 1/4 TL Zimt, gemahlen
  • Salz
  • 15g Rosinen
  • 2 EL Olivenöl
  • 200g Möhren
  • eine gute Handvoll Koriander
  • eine gut Handvoll Minze
  • 1 TL flüssiger Honig
  • 1,5 El Zitronensaft (und einige Zitronenzesten)
  • 2 El Tulum oder etwas zerkrümelter Feta/2 EL Naturjoghurt

Ofen auf 220°C vorheizen, Schalotten schälen, halbieren und in Spalten schneiden, mit den Kichererbsen und den grob gehackten Walnüssen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen, Gewürze und Salz darüberstreuen und das Öl zum Rösten darübergeben, alles gut vermischen und 15 Minuten auf mittlerer Schiene rösten, dabei alle 5 Minuten durchmischen und für die letzten 2 Minuten die Rosinen zugeben. Währenddessen Möhren schälen und grob raspeln, Kräuter waschen, trocken tupfen und hacken. Zu den Möhren in eine Schale geben und Mit Honig, Olivenöl und Zitronensaft vermengen. Die Röstmischung und dann Käse bzw. Joghurt darüber geben.

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Aus Reisehunger.

Bunt.

Stell dir vor, in deiner Heimat ist die politische Situation seit Jahren oder Jahrzehnten instabil. Stell dir vor, es gibt Anschläge in deiner Heimatstadt, von Terroristen ausgeübt, die andere ihrer Religion wegen verfolgen, Männer, Frauen, Kinder, Kranke, Alte – egal. Stell dir vor, es bricht Bürgerkrieg aus. Du willst weg, willst deine Familie in Sicherheit wissen. Du nimmst das Nötigste mit, vielleicht, wenn es geht, auch etwas, an dem du sehr hängst, das dir viel bedeutet. Du fliehst zunächst in ein Flüchtlingsheim in deinem Land und hoffst, dass das alles aufhört, dass eine Lösung gefunden wird und du wieder nach Hause zurück kannst. Doch der Bürgerkrieg weitet sich aus und du musst um das Leben deiner Lieben bangen. Stell dir vor, dir bleibt nichts übrig, als dein schwer erspartes Geld, irgendeinem suspekten Menschen zu geben, der dir verspricht, dich und deine Familie bei Nacht und Nebel auf dir unbekannten Wegen außer Landes zu bringen. Vielleicht werdet ihr dabei getrennt. Stell dir vor, wenn alles gut geht, kommst du tatsächlich in ein fremdes Land, du kennst niemanden, sprichst die Sprache nicht, hast kein Geld mehr und nur das, was du tragen konntest, bei dir.

Stell dir vor, du hast Glück und jemand hilft dir. Menschen spenden Kleidung, Wasser, Essen, es gibt eine trockene Unterkunft, in die du mit deiner Familie ziehen kannst. Nur, solange bis du eine Arbeit gefunden hast. Denn du willst ja arbeiten, du kannst ja etwas und hast vorher auch deinen Unterhalt verdient.

Kannst du dir das vorstellen?

Stell dir vor, du wirst angepöbelt und beschimpft, du verstehst nichts, spürst aber, dass du nicht willkommen bist, spürst die Aggressivität. Stell dir vor, jemand setzt dein Flüchtlingsheim in Brand. In einem Land, in dem es keinen Bürgerkrieg gibt, in dem die politische und wirtschaftliche Situation stabil ist, in dem es eine staatliche Grundversorgung gibt, Krankenversicherung, freie Schulbildung. Diese Leute sind nichts anderes als die Terroristen, vor denen du geflohen bist – tausende Kilometer weit.

Kannst du dir das vorstellen?

Beides ist Realität. Flüchtlinge, die all das durchgemacht haben. Die nicht die Absicht haben uns zu schädigen, die einfach Sicherheit wollen. Die auch gern lieber in ihrer Heimat wären. Wer nimmt denn all diese Strapazen auf sich? Würdest du das tun? Wenn es nicht einen guten, einen richtig guten Grund gäbe – das Leben deiner Familie und dein eigenes? Würdest du riskieren, auf dem Weg zu sterben oder deinen Mann, deine Frau, deine Eltern, dein Kind zu verlieren?

Die Menschen, die alles riskieren, alles aufgeben, brauchen Hilfe. Und es tut mir im Herzen weh, wenn ich Menschen sehe, die dann noch nachtreten. Ich schäme mich fremd, wenn ich noch mehr unqualifizierte Kommentare sehen oder lesen muss, von Menschen, die nicht nachdenken. Die aber sicher ganz gern mal zum Griechen essen gehen, oder einen Döner holen, gerne in der Türkei Urlaub machen. Die aber laut gegen Flüchtlinge demonstrieren, einfarbig braun.

Ich mag es bunt. Meine Gedanken sind bunt. Mein Blog ist bunt. Deutschland ist bunt. Aber die Bunten sind oft nicht so laut, wie die anderen. Macht Lärm!

Andere Kulturen bereichern uns, und das merkt man schnell, wenn man einfach mal bedenkt, wie sich unsere Küche in den letzten Jahren verändert hat. Welche Produkte im Supermarkt verkauft werden. Neugier auf Neues ist die Grundvoraussetzung zum Lernen. Zum Lernen ist man nie zu alt.

Und deswegen gibt es zum Abschluss vielleicht noch ein „neues“ Rezept:

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Falafel aus Syrien

für 2 Portionen

  • 1 Dose Kichererbsen
  • 1 kleine Schalotte
  • 1/2 Handvoll Koriander
  • 1 Knoblauchzehe
  • Salz
  • 1 kleines Ei
  • 1/2 TL scharfes Paprikapulver
  • 1/2 TL Kreuzkümmelsamen
  • 3-4 TL Öl zum Ausbacken

Schalotte schälen und grob zerkleinern. Korianderblättchen von den Stängeln abzupfen. Knoblauch schälen und grob zerkleinern. Kichererbsen mit der Schalotte, dem Knoblauch, Ei, Koriander und Paprika mit dem Pürierstab zerkleinern. Kreuzkümmel in einer Pfanne ohne Fett anrösten, bis sie duften, zum Püree geben und untermengen, mit Salz abschmecken. 1-2 TL Öl in einer Pfanne erhitzen und die Falafel darin von beiden Seiten auf mittlerer Hitze goldbraun braten.

Dazu:

Salza Laban – Gurken-Joghurt-Sauce

für 2 Portionen:

  • 1/2 Salatgurke
  • 1/2 kleine Knoblauchzehe
  • 100g Naturjoghurt
  • 5-6 Zweige frische Minze
  • Salz

Gurke  waschen und ggf. schälen, in kleine Würfel schneiden. Knoblauchzehe geschält mit etwas Salz unter einem Messer auf einem Küchenbrett fein zerreiben. Gewaschene und abgetupfte Minzeblättchen abzupfen und in feine Streifen schneiden. Alles mit dem Joghurt vermengen und mit Salz abschmecken.

Abgewandelt aus Vegetarisches aus 1001 Nacht.

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Ich möchte auf Vielfalt nicht verzichten. Nicht auf meinem Teller, nicht in meinen Gedanken. Deutschland is(s)t bunt.

Deutschlandisstbunt-Signet

Flotter Dreier: fruchtig – sommerlich – scharf I

Dieser Titel ist eindeutig mehrdeutig. Zum einen kündet er vom Blogevent „Flotter Dreier“ von Dorothée – drei Blogger tun sich zusammen und planen ein 3-Gänge-Menu. Tolle Idee! Spannend, „mit“ Leuten zu kochen, die man gar nicht kennt. Dank sozialer Netzwerke waren Mitstreiter und Thema auch sehr kurzfristig gefunden.

Zum anderen verrät die Überschrift den geschmacklichen Dreiklang, um den es in diesem Menu gehen soll. Und zu guter Letzt gibt es noch eine weitere Bedeutung, denn in der Auswahl der Vorspeise, der Gang, den ich ausgesucht und gekocht habe, wurden drei Rezepte getestet. Die Entscheidung fiel nicht leicht – daher werde ich auch die anderen beiden Ideen hier veröffentlichen, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt.

Doch erst einmal zum Menu: Sommerlich sollte es sein, Alexandra schlug die Limette als wiederkehrende Zutat vor und bald gesellte sich die Mango dazu.

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Limette, Mango und Garnelen bilden zusammen mit Chili eine schöne Grundlage, die sich vielfältig gestalten lässt. Bei mir blieb dazu sogar die Küche kalt, es gab Ceviche!

Den Hauptgang kreierte Petra von der Mut anderer – sie serviert Lamm zu Mangosalat – und Alexandra von meins- mit Liebe selbstgemacht steuert das Dessert – ein Limettentörtchen – bei.IMG_7962

Garnelenceviche mit Koriander auf Mango-Chili-Spiegel

für 4 Personen

– 16 Garnelen (Black Tiger bei mir)

– ein Bunde Koriander

– Saft und Schale von 3 Limetten

– Salz

– 1 TL Olivenöl

– eine reife Mango

– 2 Zweige Minze

– 1 1/2 – 2 mittelscharfe Chilischote

Garnelen vorbereiten (schälen, entdarmen, abspülen und abtupfen) und fein würfeln. Mit Limettenzesten und -saft zusammen in eine Schale geben. Eine Chilischote längs halbieren, entkernen und in feine Streifen schneiden, zusammen mit (gewaschenem und trockengetupftem) fein gehackten Koriander unter das Garnelenfleisch mischen. Kräftig mit Salz würzen und durchmischen. Etwa 15 Minuten ziehen lassen. Währenddessen Mango schälen, Fruchtfleisch vom Kern schneiden und eine etwa 2 EL große Menge beiseite legen. Restliches Fruchtfleisch grob würfeln, mit der verbleibenden Chilischote (entkernt, in Streifen geschnitten), abgewaschenen, abgezupften Minzeblättern und etwas Limettensaft pürieren.Übrige Mango fein würfeln.

Ceviche durch ein Sieb geben und abtropfen lassen. Die Mango-Chili-Sauce auf einen Teller streichen und die Ceviche mit einem Servierring auf dem Soßenspiegel anrichten. Pro Portion etwa 1 TL Mangowürfel auf der Ceviche verteilen.

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Hinweis: Die Garnelen sollten natürlich so frisch wie möglich sein, aber wer denkt, dass die Garnelen hier gänzlich roh gegessen werden, irrt. Die Proteine, die den Hauptteil des Garnelenfleisches ausmachen denaturieren unter der Einwirkung von Säure, ähnlich, wie das auch beim Erhitzen passiert. Der Limettensaft ermöglicht also ein kaltes Garen. Das funktioniert mit jeglichem Fleisch. Durch das Würfeln wird die Oberfläche vergrößert, an der die Säure wirken kann. Es ist auch möglich, die geputzten Garnelen als Ganzes in die Marinade zu geben. Mir gefällt Geschmack und Biss aber in der oben beschriebenen Variante besser.

Blog-Event CX - Flotter Dreier (Einsendeschluss 15. Juli 2015)